Das mit dem regelmäßig melden ist irgendwie bisschen schief gegangen, Entschuldigung dafür! ;)
Aber ich dachte, es wäre doch ganz schön, meine Erfahrungen hier zusammenzufassen und aufzuschreiben, für euch und für mich selbst.
Da ich jetzt gute 3 Monate in Katar war und sich meine Zeit hier dem Ende nähert, kommt jetzt nicht ein Post über all die Aktivitäten, die ich hier mehr oder weniger gemacht hab, sondern eher ein Rückblick auf die Kultur, meine Gedanken, meine Erfahrungen, Tipps für die, die sich entscheiden, einmal hierher zu kommen. Ich werde mehrere Posts zu verschiedenen Themen verfassen und nacheinander posten, damit es einfacher zu lesen wird. Wie viele weiß ich allerdings noch nicht genau. Der erste Post wird sich über Kleidung und Verhalten in der Öffentlichkeit drehen (speziell für Frauen).
Als ich erfahren habe, dass meine Gastfamilie umzieht und meine Entscheidung bezüglich Mitgehen oder nicht anstand, hab ich mich natürlich informiert. Es ist eine komplett andere Kultur als die, die ich gewöhnt war. Man möchte sich demzufolge auch respektvoll gegenüber der heimischen Kultur verhalten. Behandle deine Mitmenschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Das gilt natürlich auch, wenn man sein Heimatland verlässt. Der erste Gedanke, der jedem in den Kopf schießt, wenn man über das Leben in einem arabischen Land nachdenkt, ist natürlich das Thema Verschleierung. Ich kann aus Erfahrung jetzt sagen, es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man als Tourist im Urlaub in einem solchen Land ist oder ob man dort wohnt, arbeitet, zur Schule geht. Innerhalb des Hotels entscheidet jeder Gast natürlich selbst, was er tragen möchte. Wenn man das Hotel jedoch verlässt und sich in der Öffentlichkeit aufhält, ist bedeckende Kleidung angebrachter, jedoch nicht Pflicht. Grundsätzlich finde ich allerdings, sollte man sich respektvoll und zurückhaltend kleiden. Speziell hier in Katar und ich denke, in jedem anderen arabischen Land, werden nicht heimische Frauen gebeten, die Schultern und Knie zu bedecken. Ich rate jeder Frau, dieser Bitte nachzugehen! Ein einfaches T-Shirt und ein Rock oder eine Hose, die die Knie bedeckt ist völlig ausreichend. Wenn man das nicht tut, droht einem nichts Böses. Es kann jedoch vorkommen, dass man von den ausreichend vorhandenen Security-Männern gebeten wird, sich zu bedecken oder das Gebäude zu verlassen. Außerdem wird man mit 100% Sicherheit mit noch mehr Blicken bedacht, als normal.
Was mich zum 2. Punkt von heute bringt, dem Verhalten in der Öffentlichkeit. Ich kann garantieren, dass man als westliche Frau, sei es amerikanisch, australisch oder europäisch, mit mehr Blicken bedacht wird, als einem vielleicht lieb ist. Mir ging es zumindest am Anfang so. Es ist egal, was du trägst, ob lange Jogginghose oder bodenlanges Kleid, jeder Mann um dich herum wird dich anstarren. Für eine Person wie mich, die Aufmerksamkeit scheut und sich nichts daraus macht, nicht Mittelpunkt zu sein, war das sehr verstörend. Ich will keine falschen Eindrücke verbreiten, diese Männer meinen nichts Böses mit ihren Blicken. Sie schauen dich bloß an. Was mich an dieser ganzen Geschichte allerdings im Endeffekt gestört hat, ist die Menge der Blicke. Als kurzer Einwand ist zu sagen, dass hier im Land ungefähr 20% Katari leben, die anderen 80% sind Ausländer. Europäer, Australier und viele, viele Männer von Sri Lanka, den Philippinen, Afrika. Die letzteren sind nahezu alle ohne ihre Familien hier. Sie kommen ins Land, um Geld zu verdienen, was sie dann zu ihrer Familie schicken. Demzufolge schauen sie sich die ganzen nicht verschleierten Frauen natürlich an. Aber auch die einheimischen Männer scheuen nicht davor zurück, der ein oder anderen Frau nachzuschauen. Hier kann ich ein paar persönliche Beispiele anbringen. Zu sagen ist, das alles ist in meiner ersten Woche hier passiert, für mich war noch alles neu, alles ungewohnt, alles etwas merkwürdig und verstörend. Ich war mit meiner Gastmutter einkaufen und wurde gleich beim ersten Mal angesprochen. Ich bin rot angelaufen wie eine Tomate. Ich hatte unter gar keinen Umständen damit gerechnet. Das nächste Mal war ich mit meinem Gastkind in einer Mall unterwegs. Bemerkt hatte ich ihn schon eine Weile, bevor er mich dann angesprochen hat. Aber natürlich wollte ich nicht vor ihm wegrennen, bin also ganz normal weiter gelaufen. Im Endeffekt hat er mich angesprochen, Fragen gestellt und mir Komplimente gemacht. Die Krönung allerdings war, dass er seine Visitenkarte zückte und mich fragte, ob wir Freunde sein wollen, währenddessen seine Frau hinter ihm Stand und mir einen Todesblick zuwarf! Nach dieser netten Begegnung hab ich mich für eine Zeit lang geweigert, allein irgendwohin zu gehen. Ich will damit niemandem Angst machen, unter keinen Umständen. Es ist bloß eine Warnung an alle, die so sind wie ich und sich lieber der ganzen Aufmerksamkeit entziehen. Wenn man sich doch mal unter Druck gesetzt oder belästigt fühlt, braucht man bloß einen der Security-Männer zu rufen und man wird in Ruhe gelassen. Hier muss ich jetzt ganz klar sagen, dass man sich an die Blicke und die vielen Männer gewöhnt! Viele gehen aus einem kurzen Urlaub mit einem unwohlen Gefühl zurück nach Hause, weil all die Männer bloß Frauen anstarren. Bei manchen mag es eine Woche dauern, bei anderen vielleicht 3 oder 4 Wochen, bis man ganz normal durch die Stadt oder die verschiedenen Malls laufen kann. Ja, auch ich habe mich daran gewöhnt und habe überhaupt keine Probleme mehr, allein irgendwohin zu gehen. Alles braucht seine Zeit und jeder Mensch ist unterschiedlich und geht unterschiedlich damit um. Ich muss nochmal betonen, dass diese Männer nichts Böses wollen, sie sind es einfach nicht anders gewöhnt und kennen es nicht besser.
Puuuuuuh, das war doch ein recht langer Post. Ich freu mich über jeden, der es bis zum Ende geschafft hat :)
Mein nächster Post wird, denk ich, über die Einheimischen und Arbeiter hier im Land sein oder über die Stadt an sich und den Verkehr hier.
Damit es nicht nur Text ist, zeige ich euch ein Paar Bilder der Stadt ;)
Ich finde sie wunderschön!!
Vivi ♥
